2017-06-07

re:view – #FASHIONTECH LAB BERLIN: Wenn Design und Technologie gemeinsame Sache machen

Eigene Lautsprecher lasern oder eine Kette mit 3-D-gedrucktem Anhänger zum Leuchten bringen? Mit biolumineszierenden Bakterien Schmuck herstellen? Eine persönliche Botschaft auf eine Tasche bringen, damit sie in die weite Welt hinausgetragen wird? So verrückt diese Beispiele klingen, im Rahmen des #FASHIONTECH LAB BERLIN wurden sie im Makerspace der #rp17 Realität.

Das #FASHIONTECH LAB BERLIN hat sich als Ableger des gleichnamigen Events "The Conference of the Future of Fashion“ ganz der Verschränkung von Mode und Technik verschrieben. Auch auf der re:publica 2017 stand das #FASHIONTECH LAB im Zeichen technischer Neuerungen: Wie sieht die Entwicklung und Fertigung von Textilien in der Zukunft aus? Das war die entscheidende Frage, die auf vielerlei Weise beantwortet wurde.

Rebeca Duque Estrada hat in ihrem Workshop "Your Heart on Your Sleeve!“ gezeigt, wie es in Zeiten von Intoleranz und wachsender Unterdrückung möglich ist, sich ganz ohne Reden und mithilfe neuer Technologien für Empathie und Gleichberechtigung einzusetzen. Dafür nutzt sie die Wearable-Technologie, die mehr kann, als nur schön auszusehen. Sie kann Botschaften auf Taschen, T-Shirts und viele andere Dingen bringen und so dazu beitragen, Aufmerksamkeit für gesellschaftlich relevante Themen zu generieren. 

 

Lina Wassong, Fashiontech-Designerin, und Laura Hughes, Managerin bei ElektroCoutoure, arbeiten gemeinsam daran, "Technologie ein wenig hübscher zu machen“. Technologie und Design seien zwar sehr unterschiedlich, ließen sich aber durchaus vereinen – zum Beispiel in Form eines Anhängers, der im 3-D-Drucker hergestellt und mithilfe von LEDs erleuchtet wird. Wassong und Hughes wollen so zeigen, dass Technologie aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden kann. Sie machen darauf aufmerksam, was alles möglich ist, wenn kreativ über die Grenzen heutiger Herstellungsverfahren hinausgedacht wird.

Lusi Ajonjoli ist ein weiterer kreativer Kopf, der im Makerspace der re:publica 2017 Einblick in seine Arbeit gewährte. Unter Verwendung von biolumineszierenden Bakterien – Mikroorganismen aus dem Ozean – und mit dem Laser oder 3-D-Drucker hergestellten Fasern kreiert Ajonjoli seine Schmuckstücke und schafft so eine einzigartige Verbindung von Mode und Biologie. Doch geht es ihm nicht nur um die Herstellung von Schmuck. Ajonjoli möchte jeden dazu ermutigen, zu experimentieren, für sich selbst Antworten zu finden und sich mit biotechnologischen Stoffen und Materialien auseinanderzusetzen – "Und wenn es nur dazu beiträgt, zu wissen, wie man sein Essen richtig aufbewahrt“, so Ajonjoli.

 

Neben den verschiedenen Workshops, in denen außerdem ein eigener Lautsprecher "to go“ hergestellt werden konnte, ging es auch darum, wie Privatsphäre mit neuer "Fashion Tech“ vereinbar ist. Was zunächst wie zwei verschiedene Paar Schuhe klingt, wird relevant, wenn eines dieser beiden beispielsweise ein Paar Laufschuhe ist, in dem ein Sensor Schritte und Geschwindigkeit aufzeichnet und so die Leistung des Trägers analysiert. Auf diese Weise generierte Daten können theoretisch auch zu weiteren Analysezwecken des Herstellers verwendet werden. Avik Dhupar, Nidhi Mittal, Jan Schallaböck und Maximilian von Grafenstein diskutierten im Rahmen eines Workshops über dieses Thema und entwickelten Lösungsansätze, die vor allem eines gemeinsam hatten: keine Panik. Denn die Hersteller solcher Produkte haben großes Interesse daran, ihren Gadgets nicht durch Privatsphäre-Diskussionen den Spaß abzusprechen.

Was nehmen wir nun mit aus dem #FASHIONTECH LAB Berlin der re:publica 2017? Schon heute bietet die moderne Technologie Ansätze für alternative Herstellungsverfahren von Mode, Schmuck und Designstücken. Wegweisend ist dabei auch der 3-D-Drucker, mit dem inzwischen komfortable und nachhaltige Kleidungsstücke hergestellt werden können.

von Annika Zimmermann (FF)

Bildnachweis: re:publica/Jan Michalko(CC BY-SA 2.0), Annika Zimmermann, GIG(CC BY 2.0)