#rp17-Speakerin: Carolin Emcke
Wir freuen uns sehr, euch als nächste Speakerin der #rp17 erneut die Journalistin und Autorin Carolin Emcke anzukündigen. Die aktuelle Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels widmet sich nach ihrem Vortrag über "Raster des Hasses“ auf der #rpTEN, diesmal den positiven Emotionen. Getreu dem Motto "Love out Loud“ reflektiert sie über Liebe und Empathie im politischen und sozialen Kontext.
Als Kriegs- und Krisenreporterin wendete sich Carolin Emcke den Teilen der Welt zu, die von Gewalt und Leid heimgesucht werden. Sie war unter anderem in Afghanistan, Pakistan, Kosovo, im Irak oder Kolumbien unterwegs. In ihren mitfühlenden Reportagen geht sie der Frage nach, was Gewalt mit und aus Menschen macht. Emckes scharfsinnige Aufsätze und Kommentare besprechen philosophische Grundfragen der Gesellschaft. Sie begreift Kunst dabei als Gegengift zu gefährlichen Denkmustern und fordert, dass wir stärker darauf achten, eine multikulturelle Gesellschaft abzubilden- auch hier gilt wieder: Was in der Populärkultur reproduziert wird, wird als normal anerkannt.
Für ihre Reden, Artikel und Bücher wurde sie bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet – die Jury des Friedenspreises begründete in der Laudatio besonders präzise, was ihre Arbeit ausmacht. Emcke leiste einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog "Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei besonders jenen Momenten, Situationen und Themen, in denen das Gespräch abzubrechen droht, ja nicht mehr möglich erscheint", begründete der Börsenverein seine Entscheidung. In vielerlei Hinsicht scheint einem das Jahr 2017 eine solche Zäsur darzustellen.
Bedrückende Szenarien spart die Publizistin aus Prinzip nicht aus: Bürgerkriege, Flüchtlingslager oder Krankenhäuser. In ihren akkuraten Beobachtungen hat Carolin Emcke “die Gabe, die Dinge so benennen und erzählen zu können, dass das Schweigen, in das sich Gewalt, die Grausamkeit und Folter hüllen, durchbrochen wird“, sagte die Laudatorin Seyla Benhabib bei der Verleihung des Friedenspreises.
In sprachmächtigen Gegenwartsanalysen setzt sich die promovierte Philosophin mit Globalisierung, Theorien der Gewalt, Zeugenschaft, Fotografie sowie kultureller Identität auseinander. Gerade angesichts der extrem vertrackten Zustände in der Gegenwart gilt Präzision als Instrument gegen das Stumpfe, Grobe: "Ich will". Carolin Emcke hält fest, "dass Schreiben Aufwand bedeutet, Arbeit. Bei Langzeitbeobachtungen mag ich, wie das Sehen sich verändert und das Lernen Teil der Geschichte wird." Geschichte ist genauso wie die wirkliche Gegenwart das, was wir uns nicht aussuchen können. Sie hat sich uns ausgesucht. Es werden epistemische, emotionale oder ideologische Hindernisse für Einfühlungsvermögen und Empathie ergründet.
Jüngere Publikationen Emckes heißen "Stumme Gewalt – Nachdenken über die RAF" (2008), "Wie wir begehren" (2012) und "Weil es sagbar ist – Zeugenschaft und Gerechtigkeit" (2013). In ihrer letzten Veröffentlichung, dem Essay "Gegen den Hass" (2016), stellt sie sich den großen Herausforderungen unserer Zeit: Rassismus, Fanatismus, Demokratiefeindlichkeit und einen möglichen Umgang mit dem Hass in der Gesellschaft. Nicht zuletzt ist es ein Plädoyer für gesellschaftliche Pluralität und Empathie. Liebe und Hass liegen oft sehr nah beieinander, dies wird bei Emckes Arbeit deutlich.
Um Emotionen und Gefühle drehte sich in der Saison 2013/14 auch der an der Schaubühne stattfindende "Streitraum", den Carolin Emcke moderiert und kuratiert. Mit WissenschaftlerInnen, AutorInnen, KünstlerInnen, PolitikerInnen und andere Personen des öffentlichen Lebens diskutiert sie dort kontroverse gesellschaftliche Themen.
Wir freuen uns auf die Wortgewalt von Carolin Emcke, die auch auf der #rp17 zur Diskussion auf und neben der Bühne anregt.
Bildernachweis: ©Andreas Labes