2017-05-09

#rp17-Speaker: Trevor Paglen

Trevor Paglen porträtiert vor allem das Schattensystem von Militär und Geheimdiensten. Er dokumentiert Flughäfen, Türschilder und Glasfaserkabel – diese Gegenstände werden nie ohne Grund eingefangen, sondern sind immer äußerliches Kennzeichen und Hinweis auf etwas im Verborgenen stattfindendea. Auch andere haben sich vor ihm für die Leitfasern am Meeresgrund interessiert: Die NSA zapft an diesen Kabeln die Kommunikation der Bürger an.

Der Künstler zieht mit seiner Kamera an die Punkte, die man übersehen soll, und vergrößert sie mit dem Objektiv bis zur Unkenntlichkeit. Seine Aufnahmen von verborgenen Flugbasen sind schemenhaft, seine Ästhetik schafft es, "Farbnebeln à la William Turner machtpolitische Kritik zu injizieren." Es geht um das Verhältnis von Geografie, Sichtbarkeit und Politik.

Dem Fotografen und Geografen ist daran gelegen, eine neue Art des Sehens zu fördern, die sich an den Prinzipien der Erkenntnistheorie orientiert. Man stelle generell viel zu wenige Fragen, sagt er: "Woher wissen wir, was wir zu wissen meinen? Was ist ein Beweis? Meine Fotografien stellen Behauptungen auf und ziehen gleichzeitig die Möglichkeit, etwas zu behaupten, grundsätzlich in Zweifel."

Im vergangenen Jahr zeigte Trevor Paglen mit seiner "Sight Machine", wie Bilderkennungsalgorithmen ein Streichquartett wahrnehmen. Das Grammy-prämierte “Kronos Quartet” spielte vor Zuschauern und einer Reihe von Kameras ein Konzert. Die Kamerabilder wurden von mehreren Bilderkennungsalgorithmen analysiert und die Ergebnisse wurden auf einer Leinwand hinter den Musikern visualisiert. Zu sehen war so nicht nur, was die Algorithmen zu sehen glaubten, sondern auch wie sie das Gesehene interpretierten.

In seinem #rp17-Talk “Your Pictures are Looking at You…” wird Trevor Paglen auf der Stage 1 am Mittwoch über Fotos sprechen, die nie ein Mensch sehen wird, da sie von Maschinen für Maschinen aufgenommen werden. Angefangen bei Smart-City-Verkehrsüberwachungssystemen über Qualitätskontrollsysteme in Fabriken, bis hin zu riesigen Fotodatenbanken in Social Networks – überall entstehen Bilder, die nie ein Mensch sehen wird, die aber von selbstlernenden Algorithmen durchforstet werden. Trevor Paglen sieht die visuelle Kultur an einem Wendepunkt, an dem Bilder für die menschliche Betrachtung zur Ausnahme der Regel werden. In seinem Talk wird er die Welt der sehenden Maschinen erkunden und beleuchten, wie Bilder von passiven Abbildungen zu aktiven Informationsträgern werden und einige gefährliche Konsequenzen dieser Entwicklung aufzeigen.

Wir sind gespannt auf Trevor Paglen!

Bildnachweis: Trevor Paglen