2017-03-27

#rp17-Speaker: Julian Oliver

Als nächsten #rp17-Speaker möchten wir euch Julian Oliver vorstellen: Künstler, Critical Engineer, Bogenschütze und Wahlberliner. Den gebürtigen Neuseeländer begrüßen wir bereits zum zweiten Mal als Speaker auf der re:publica. Bei seinem Talk auf der re:publica zu Funkelementen seid auch ihr gefragt – das wird kein reiner Frontalunterricht!

Falls ihr eben über den Begriff “Critical Engineer” gestolpert seid, kann euch das Critical Engineering-Manifesto weiterhelfen. Gemeinsam mit Gordan Savičić und Danja Vasiliev ruft Julian Oliver darin zur kritischen Reflexion von Technologie auf. Mittlerweile wurde das Manifest in 17 Sprachen übersetzt. Engineering fassen sie darin als wichtigste transformative Sprache unserer Zeit auf, deren Einfluss hinterfragt werden muss. Technische Systeme zu verstehen, statt sie nur zu gebrauchen, ist Herausforderung und Ziel eines Critical Engineers. Welche Abhängigkeiten entstehen durch unsere manchmal vielleicht blinde Begeisterung für Technologie? Julian Oliver fordert konstruktives Misstrauen. Für ihn muss die Diskussion über Technik weit über den Aspekt der Nützlichkeit hinausgehen.

In Workshops und Vorträgen beschäftigt er sich unter anderem mit Themen wie Datenforensik, kreativem Hacking, Gegenüberwachung, Augmented-Reality, Informationsvisualisierung. Der Bezug zum Critical Engineering zieht sich als roter Faden durch all seine Projekte und ist auch in seinen Kunstwerken zu finden. Die “Transparency Grenade” macht es möglich, Audiomaterial und Netzwerkdaten aus geschlossenen Konferenzen nach außen zu leiten und auf einer öffentlichen Karte abzubilden. Damit prangert er mangelnde Transparenz in Politik und Wirtschaft an. Gemeinsam mit Danja Vasiliev hat Julian Oliver das Projekt “Newstweek” umgesetzt. Dabei ermöglicht es ein kleiner, unauffälliger Stecker, die Newsmeldungen, die NutzerInnen von öffentlichen WLAN-Hotspots auf ihren Geräten lesen, zu manipulieren. Newstweek zeigt, wie simpel es sein kann, falsche aka alternative Fakten zu propagieren und damit die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Sein neues Projekt "Stealth Cell Tower" setzt sich mit der Praxis auseinander, Technik wie zum Beispiel Sendemasten als Teil unserer natürlichen Umgebung zu tarnen. Das Projekt imitiert diesen Ansatz, um Bewusstsein für Technologie in unserer umliegenden Infrastruktur zu schaffen. Was wie ein unauffälliger Drucker aussieht, wird hier genutzt, um NutzerInnen von Mobiltelefonen zu überwachen. Handys, die sich in das Netz einbuchen, erhalten SMS geschickt und wer antwortet, findet sich in einer Konversation mit einer unbekannten Nummer wieder. Mehr als anschaulich zeigt Julian Oliver damit, wie tiefgreifend die Sicherheitslücken im Funkstandard für Handynetze sind.

Euch erwartet auf der #rp17 ein interaktiver Talk von Julian Oliver. Kommt also vorbei und seid Teil der Intervention zur kritischen Betrachtung von Engineering!

@julian0liver

julianoliver.com

Bildnachweis: Peter Langer