2017-02-08

#rp17-Speaker: Felix Stalder

Wir freuen uns, euch den nächsten #rp17-Speaker vorstellen zu dürfen. Felix Stalder ist Professor für “Digitale Kultur“ an der Hochschule der Künste in Zürich, Vorstandsmitglied des “World Information Institute“ in Wien und langjähriger Moderator der internationalen digitalkulturellen Mailingliste <nettime>, die sicher auch einige von euch abonniert haben. Der Medien- und Kulturwissenschaftler beschäftigt sich intensiv mit dem Wechselverhältnis von Gesellschaft, Kultur und Technologien sowie konkreten Konfliktfeldern, wie z.B. Privatsphäre oder Urheberrecht. Seit Mitte der 90er Jahre beobachtet und analysiert Felix Stalder die Entwicklungen des Internets. Spätestens seit seiner Suhrkamp-Veröffentlichung aus dem Vorjahr “Kultur der Digitalität“ sind Algorithmen in seinen Fokus gerückt, über die er auch auf der #rp17 sprechen wird.

„Die Bedeutung von Algorithmen in unserer Gesellschaft wächst rasant“, das liegt unter anderem daran, dass wir immer mehr (Daten-)Spuren im Netz hinteralssen – sei es von Smartphones oder von Fitness-Armbänder, womit der Dateninput beständig steigt. Und damit auch die automatisierte Ordnungswut. Stalder sieht Algorithmen aber nicht nur als Computercodes, sondern generell als Systeme und Prozesse, in denen Entscheidungsketten teilweise automatisiert sind. Diesem Komplex hat er das Feld der “Algorithmizität“ gewidmet, die er neben „Referentialität“ und „Gemeinschaftlichkeit“ als drittes Merkmal unserer der gegenwärtigen Kultur ansieht.

Stalder sagt über die „Handlungsvorschriften“ innerhalb von Algorithmen: „Intelligente Infrastrukturen und (teil-)automatisierte Entscheidungsprozesse sind notwendig, um anstehende gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Sie können aber auch eine große Gefahr für persönliche Autonomie, Chancengleichheit und demokratische Teilhabe darstellen. Weil Algorithmus nicht gleich Algorithmus ist, gilt es zwischen jenen zu unterscheiden, die wir wollen und jenen, die wir verhindern müssen. Stalder macht einen Vorschlag, wie wir diese Unterscheidung treffen können, doch einen "Algorithmen-TÜV" bräuchten wir nicht. Genauso wenig wie eine pauschale Verdammung.

Aus seinem Blog felix.openflows ist über die Jahre eine lesenswerte Bibliothek voller Essays zu verschiedenen Facetten des digitalen Wandels geworden, die ganz der Transparenz verpflichtet ist und so geschrieben, dass man Spaß daran hat, an seinen Reflexionen teilzuhaben. Bei aller Flüchtigkeit des Digitalen kann man in Stalders Texten so die Wachstumskerben des Internets wie an einem Türrahmen ablesen. Auf unserer Bühne wird er aufbauend auf seiner Forschung weitere Überlegungen zu neuen technopolitischen Bedingungen der Kooperation und des Kollektiven vornehmen. Er will (er-)klären, wieso wir mit algorithmischen Systemen in ihren heutigen Zustand nicht zufrieden sein können. Wir sortieren also sozusagen Algorithmen – und sind neugierig, was jemand, der die Entwicklung schon seit Jahren beobachtet, als Regulierungsmechanismus für ein Feld vorschlägt, in dem auch kommerzielle Player immer mehr bestimmen, was “State of the Algorithmus“ sein soll. 

@stalfel

Bildnachweis: Ziko van Dijk, (CC BY-SA 3.0)